Donnerstag, 29. Mai 2025

Auf meinen Spaziergängen, während der letzten Tage


 dachte ich häufig über das Thema Vertrauen nach und versuchte, es für mich zu beleuchten. Vertrauen... ist nicht sichtbar und doch kann es tragen wie Wasser. Man kann es nicht besitzen, es ist eine innere Entscheidung, manchmal gegen jeden Beweis. Es ist wie ein Samen in dunkler Erde – er wächst, wenn man nicht daran zieht, sondern ihm Zeit lässt, still und stetig.

Vertrauen ist mehr als das, was uns die Ratgeberliteratur in Begriffen wie Selbstvertrauen oder Zutrauen zu sich und anderen verkauft. Was ich meine und suche, ist das innere Wesen des Vertrauens – nicht als Ziel, sondern als Zustand und vielleicht sogar als ursprüngliches Schwingen mit dem Sein selbst.

Was wäre, wenn Vertrauen ein uraltes, inneres Lied ist, das schon vor unserer Geburt begonnen hat. Vielleicht liegt in ihm eine Art Erinnerung, die wir mitbringen – an ein Urvertrauen, das erinnert werden will. Und ganz hoffnungsvoll könnte es ein leiser Ruf sein, aus einer Zeit, die jenseits der messbaren Zeit liegt.

Vertrauen ist eine innere Dimension, die wir nicht wirklich erkennen können. Manchmal denke ich, dass Vertrauen eine Form des Gedächtnisses der Seele ist, vielleicht auch eine Bereitschaft zur Resonanz mit mir und anderen. Und manchmal ist Vertrauen einfach das Wagen eines Schrittes in die Nacht, getragen von nichts als einem inneren Leuchten.

Also ... ? Ist Vertrauen: 

eine geheime Übereinkunft zwischen Herz und Welt,

ein Wissen ohne Beweise,

ein Vorschuss an Liebe in eine noch ungelebte Richtung,

ein Ja zum (noch) Unbekannten, 

die Brücke zwischen dem Jetzt und einem Vielleicht ... ?

Sicher scheint: Vertrauen ist eine Form von Mut: sich öffnen, ohne sicher zu sein, empfangen zu werden. Wie eine Hand, die du ausstreckst, ohne zu wissen, ob sie berührt wird.  Doch diese Geste kann alles verändern. Mir fallen dazu Worte von Hilde Domin ein:  

 

Nicht müde werden,

sondern

dem Wunder,

leise wie einem Vogel,

die Hand hinhalten

 


 



Samstag, 24. Mai 2025

Die Poesie des Lebens

Mir gefällt sehr, dass Poesie im Alltäglichen möglich ist. Besonders schön ist sie in menschlichen Bezügen und in Naturerfahrungen. Heute möchte ich die Naturerfahrung, beim Spaziergang mit meiner Freundin und unseren Hunden in den Mittelpunkt stellen. Wir hatten herrliches Abendlicht, die Sonne schien und  Gedanken blitzen auf und fliegen zwischen uns hin und her. Ein teilweise stilles Einverständnis und trotzdem aufmerksames Zuhören im Gespräch.  

In den Begegnungen mit anderen Menschen liegt oft eine zarte, unsichtbare Poesie. Es sind die Momente, die man leicht übersehen könnte, die aber eine tiefe Resonanz haben:

  Das geteilte Schweigen: Manchmal ist die stärkste Verbindung nicht in Worten, sondern im gemeinsamen Schweigen zu finden. Der Blickkontakt, ein verständnisvolles Nicken – das kann eine ganze Geschichte erzählen. 

 Die kleinen Gesten: Eine helfende Hand, ein unerwartetes Lächeln, das Zuhören, wenn jemand wirklich zuhört. Diese Gesten sind wie kleine Verse, die in den Alltag eingeflochten sind und Wärme spenden. 

 Spuren des Lebens: Die Geschichten, die Menschen in ihren Gesichtern tragen, die Narben, die von Erfahrungen erzählen, die Freude in ihren Augen, wenn sie von etwas begeistert sind.  All das ist lebendige Poesie. 

 Der Austausch von Ideen: Gedanken, die sich verweben, wenn Menschen miteinander sprechen, wie neue Perspektiven entstehen und sich Horizonte erweitern. Die Poesie hier liegt im Verbindenden, im Einfühlsamen und in der stillen Kommunikation, die über Worte hinausgeht. 

Es sind goldene Momente - oder gar: Tage mit Goldrand.

Was sind "Tage mit Goldrand?"

Tage mit Goldrand sind z.B. auch "Besuche bei einer alten Dame".  Martin Buchholz hat eine bewegende Dokumentation geschaffen. Es geht um Besuche und Inhalte, die bei "Besuchen mit einer alten Dame" entstanden sind. 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=AgMnq1WOOYw

Der Film ist schon 5 Jahre alt und hat mich damals sehr bewegt. Und er fällt mir ein, wenn ich an besondere Erlebnisse und/ oder Begebenheiten mit Frauen denke. Eben, wenn es "Tage mit Goldrand" sind. Die Tage, an denen mir das Leben Poesie schenkt. 

Oft liegt die Poesie nicht in den großen, spektakulären Ereignissen, sondern in den kleinen, unscheinbaren Momenten des Alltags. Denke an den Duft von frischem Kaffee am Morgen, das Gefühl von Sonnenstrahlen auf der Haut oder das Muster von Regentropfen an einem Fenster. Diese Details können Schönheit und Bedeutung in sich tragen, wenn wir sie bewusst wahrnehmen. Die Poesie des Lebens liegt darin, das Alltägliche im Besonderen zu finden.

Das hört sich doch eigentlich ganz einfach an, oder?








Goldene Stunde

Die Sonne schüttet Licht
wie Honig über das Dorf,
und wir gehen,
unsere Schatten lange
wie Gedanken, die
keine Eile kennen.

Die Hunde,
leichtfüßige Hüter des Jetzt,
tragen unser Schweigen
mit wedelndem Schweif.

Ein Blick.
Ein Lächeln.
Keine Erklärung –
nur das Wissen:
Hier ist alles richtig.

Und der Abend,
ein Vers aus Licht,
geht wortlos mit.



Dienstag, 20. Mai 2025

Eine düstere Reise durch Magie und Geschichte

 Heute möchte ich euch wieder mitnehmen auf meine Reise durch Bücherwelten. Kai Meyers "Faustus"-Trilogie entführte mich in die faszinierende und düster dargestellte Welt des 16. Jahrhunderts. Hier wird das Leben bestimmt durch Magie, Alchemie und theologische Konflikte. Meyers Interpretation des Faust-Stoffes besteht aus den Bänden "Der Engelspakt", "Der Traumvater" und "Die Engelskrieger". Meyer hält sich nur wenig an die historischen Fakten des Dr. Faustus, der ja tatsächlich gelebt und nicht nur Goethe zu einem Werk inspiriert hat. Ich denke Meyers Buch ist eine interessante und actionreiche Perspektive auf die Legende des Doktor Faustus.


Im Mittelpunkt der Erzählung stehen natürlich der berüchtigte Magier Dr. Johannes Faustus und sein „Zauberlehrling“ Christof Wagner, der in der Geschichte häufig als Erzähler fungiert. Gemeinsam geraten sie in einen Strudel aus Intrigen, Verfolgungen durch die Inquisition und Begegnungen mit übernatürlichen Wesen. Meyer verwebt historische Begebenheiten und Persönlichkeiten der Renaissance mit Fantasy-Elementen. Das schafft einen dichten und atmosphärischen Hintergrund für seine Abenteuer.

"Der Engelspakt" legt den Grundstein für die Trilogie und führt die Hauptfiguren ein, die sich auf einer gefährlichen Flucht befinden. Faustus wird als ein charismatischer, aber auch zwielichtiger Abenteurer und Schwarzkünstler dargestellt. Die Dynamik zwischen dem erfahrenen, oft zynischen Faustus und dem jüngeren, idealistischeren Wagner treibt die Handlung voran.

"Der Traumvater" setzt die Reise fort und vertieft die Mysterien und Konflikte. Die Charaktere entwickeln sich weiter, während sie neuen Bedrohungen und moralischen Zwickmühlen begegnen. Meyer stellt die brutalen und unbarmherzigen Aspekte dieser Ära dar, was der Geschichte eine zusätzliche Ebene, bzw. Intensität verleiht. Auf Folterszenen kann ich persönlich gut verzichten aber vielleicht sind sie wichtig, um die Grenzen zwischen Gut und Böse zu beschreiben.

Mit "Die Engelskrieger" findet die Trilogie ihren Abschluss. Die Einsätze werden höher, und die Konfrontationen erreichen einen scheinbar epischen Maßstab. Die übernatürlichen Elemente, insbesondere die Rolle von Engeln und Dämonen, treten stark in den Vordergrund und führen zu einem packenden Finale, das die zentralen Fragen der Reihe auflöst.

Wenn ihr historische Romane mögt und Fantasy, seid ihr bei diesen drei Büchern gut aufgehoben. Ich hätte mir allerdings noch ein paar mehr Hintergrundinformationen gewünscht und insbesondere etwas mehr Liebe zum Detail zu Dr. Faustus selbst. Mein Fazit: Die Bücher sind unterhaltsam aber für mehr Informationen und Tiefe der Figuren muss ich selber recherchieren. 


Ein Buch für den Nachttisch ist "Faustus" gewiss, doch wir sollten unbedingt die Leseperspektive verlassen und draußen die schönen Frühlingstage genießen. Auf unserer Hunderunde entdeckten wir Bienenvölker am Rapsfeld.



Mein Lieblingsbaum im Frühling, ist der Weißdorn. Ebenfalls auf diesem Weg stehen uralte, knorrige Bäume und strecken ihre Blüten allem was summt und brummt entgegen. Aus Blüten und Blättern kann man wunderbaren Tee zubereiten, der Herz und Kreislauf stärkt und unterstützt. 







Samstag, 17. Mai 2025

Ein Netzfund zum Thema "Alte Bienen"

und ein paar Gedanken dazu ...

Wusstest du,  dass die kleinen Bienen, die man abends hin und wieder auf Blumen sitzen sieht, alte Bienen sind?

Alte und kranke Bienen kehren am Ende ihres Tages nicht in den Bienenstock zurück.

Sie verbringen die Nacht auf Blumen. Und wenn sie die Chance haben, einen weiteren Sonnenaufgang zu erleben, nehmen sie ihre Aktivität wieder auf, indem sie Pollen oder Nektar in die Kolonie bringen.

Man sagt: Sie tun das und spüren, dass das Ende naht.

Keine Biene wartet darauf, im Bienenstock zu sterben, um die anderen nicht zu belasten.

Also, das nächste Mal, wenn du eine alte kleine Biene siehst, die auf einer Blume sitzt, während die Nacht sich näherkommt, danke der kleinen Biene für ihren lebenslangen Dienst.

 Verfasser/ Verfasserin unbekannt


Als ich diese Zeilen gelesen habe, wurde ich traurig. Wir wissen so wenig über die Wesen, die uns umgeben. Wir gehen so selbstverständlich von unseren Einstellungen und Meinungen aus, dass nur wenige sich Gedanken machen über das Unbekannte. Ich fragte mich, ob Bienen einen Wunsch nach Freiheit in sich tragen, so wie wir diesen Begriff verstehen. Oder ob sie unter dem Wort eine Freiheit nicht nur im äußeren Sinne, sondern vor allem in jenem stillen, eigensinnigen Raum meinen, den man Selbst nennen könnte. 

Vielleicht möchten sie nicht immer Teil eines Bienenvolkes sein, das ihre Aufgaben, ihre Lebensspanne und das übrige Leben bestimmt. Vielleicht haben sie tief in ihrem Inneren den Wunsch nach Freiheit, der aber im Verborgenen liegt, wie ein Same der in frostiger Erde ruht. 

Wahrscheinlich fragen sie nicht nach ihrer Bestimmung, sondern handeln so, wie es ihrer Art entspricht. Mit stiller Entschlossenheit stellen sie sich täglich den Rätseln, die sich ihnen offenbaren. Vielleicht sind sie Wanderinnen zwischen den Welten. Und wer weiß, vielleicht dürfen sie sich ja entscheiden. Zwischen der Welt, in die sie hineingeboren wurden oder der Welt, die Freiheit verspricht. 











Montag, 12. Mai 2025

"Der Spiegel, der spricht"

 


Ich erwache am Morgen und lausche.

Ein Gerüst aus Licht und Duft

ich kann es füllen mit Rosen,

mit Nebel, mit Goldregen.

 

Die Tarotkarten liegen auf dem Tisch.

Wie stumme Boten einer alten Sprache.

Oben sichtbar: Die Hohepriesterin.

Ich lächle still und denke „Der Schleier hat sich bewegt“.

 

Die Muse erscheint im Spiegel,

zart, fast flüchtig, dann deutlicher.

Ist es Traum, Vision, Wirklichkeit?

Die Muse offenbart: Sie war immer da.

Sie konnte sich erst zeigen, wenn das Lauschen da ist.

 

Ich setze mich zur Muse,

mit einer Tasse Tee und lausche.

Die Muse spricht von einer Reise,

nicht durch Länder, sondern durch Wirklichkeiten.

Durch innere Zerrissenheit, Sehnsucht, Berufung, weibliche Erkenntniskraft.

 

Eine Erscheinung?

Die Sonne taucht den Morgen in goldenes Licht,

in Freude und Zuversicht.

Ich beginne zu schreiben, nur für mich.

Und leise spricht die Muse von Vertrauen und Tiefe:

Und wenn du magst, zeichne mit Traumfäden und Stiften.

 

Ich lausche.

Der Morgen leuchtet.